Wer schreibt, der bleibt. Ein Plädoyer für die „Unternehmenschronik“
Beim diesjährigen Kommunikationskongress am 22./23.09. in Berlin setzen wir uns auf einem Podium mit den Chancen und Mitteln öffentlichkeitswirksamer Corporate History Communication auseinander. Im Vorfeld erläutert Ingo Stader, warum die totgesagte Unternehmenschronik beliebter ist denn je und welche multimdeialen Verknüpfungen sie bietet.
Eine Firmenchronik zum runden Jubiläum – gähn. Das war häufig die erste Reaktion, wenn es um Ideen und Überlegungen ging, die Firmengeschichte in kompakter Form zeitgemäß und lebendig darzustellen. Neue, attraktivere Medien, die weite Kreise von Zielgruppen erreichen können, sind gefragter, weil wirkungsstärker und mehr uptodate. Grundsätzlich hat sich daran auch nichts geändert und es ist sinnvoll und ratsam, unterschiedlichste Kanäle und Medien zu bedienen, um die ganze Bandbreite der eigenen Zielgruppen und Stakeholder zu erreichen. Interessant ist aber zu beobachten, dass während vor wenigen Jahren, konkret vor Corona, die „Firmenchronik“ zum Jubiläum zumeist ins Hintertreffen geriet, das Buch als Printprodukt heute wieder stärker in den Fokus des Interesses rückt. Was ist der Grund? Aus der Erfahrung unserer Arbeit heraus als Dienstleister und Agentur für History Communication sehen wir einen Trend hin zu einer wertigen Publikation, die modern und anspruchsvoll geschrieben, gestaltet und produziert ist. Die Verbindung zu weiteren Kommunikationskanälen und Medien lassen sich auch in die Printversion integrieren zum Beispiel durch QR-Codes für Interviewsequenzen, die wiederum auf einer Unterseite der Unternehmenswebsite oder eine Microsite mit weiteren Informationen wie Bildergalerien oder ähnlichem mehr bereit gestellt werden. Selbstredend ist die Printversion auch als digitale Version auf der Internetseite verfügbar. Das Plädoyer für eine gedruckte Firmenchronik ist daher nicht als entweder oder zu verstehen, sondern vielmehr als ein sowohl als auch: die Festschrift zum Jubiläum ist ein wesentliches Element in der Jubiläumskommunikation. Sie vertieft Inhalte, dokumentiert und interpretiert den Werdegang wie das Unternehmen zu dem wurde, was es heute ist und ausmacht. Entscheidend ist letztlich welche Inhalte wie im Buch dargestellt sind, überhaupt wie das Inhaltskonzept aussieht, um das Buch attraktiv und für breite Kreise lesbar zu machen. Konkret: Reihe ich streng chronologisch Fakten aneinander, oder stelle ich die zentralen Narrative heraus, um eine spannende Story zu entwickeln.
Letztlich hat die Entscheidung für eine Firmenchronik auch den Vorteil, dass für alle weiteren Maßnahmen im Jubiläumsjahr und darüber hinaus eine fundierte inhaltliche Basis vorhanden ist. Für eine Publikation werden umfangreiche Recherchen und Zeitzeugeninterviews unternommen und ausgewertet. Hier ergeben sich viele Synergieeffekte für weitere Maßnahmen wie Social Media Kampagnen, Jubiläumsfilme, Microsite usw. Aktuell arbeiten wir an drei großen Buchprojekten, darunter für zwei große Maschinenbauer in Augsburg und Graz sowie ein traditionsreiches Bauunternehmen in Mannheim. Letzteres ist auch als ein Vermächtnis des langjährigen Firmeninhabers an die nächsten Generationen zu verstehen, dabei werden vor allem auch die Verdienste langjähriger Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gewürdigt.
Bei allen Projekten steht die Chronik als wertiges Dokument, das in kompakter und fundierter Form die Historie des Unternehmens darstellt. Dabei geht es nicht allein um die Erfolgsgeschichte, auch Rückschläge und Krisen werden erwähnt, ebenso wie die dunklen Seiten der Firmengeschichte wie zum Beispiel deren Rolle während des Nationalsozialismus. Transparenz und die Lehren, die aus der eigenen Geschichte gezogen werden, stehen hier im Vordergrund.
Die Historie in Buchform ist ein haptisches Geschenk, ist Ausdruck von Wertschätzung und Dank gegenüber den Mitarbeitenden, Partnern, Lieferanten sowie Kundinnen und Kunden. Vielleicht ist es in Zeiten von Corona und der Omnipräsenz digitaler Kommunikation wieder modern, auch ganz klassisch ein Buch in Händen halten zu können, durchzublättern, zu schmökern und als persönliches Geschenk in sein Regal zu stellen, um es bei Bedarf wieder herauszuziehen.
Wir nehmen diese Trendwende zum Anlass, auf dem Kommunikationskongress 2022 in Berlin ein Podiumsgespräch zur Renaissance der Printpublikationen innerhalb der Corporate History Communication zu führen. Dabei dreht sich alles um die Fragen: Welche Rolle spielt die Unternehmensgeschichte im Unternehmen? Lohnt es sich, diese „aufzuschreiben“? Mit welchen Formaten lässt sich die Geschichte lebendig und haptisch attraktiv darstellen, dass sie die Mitarbeitenden mitreißt?
Das Jubiläumsbuch, die Firmenchronik – längst totgesagt erleben seit einiger Zeit ein Revival. Wir diskutieren in einer Expertenrunde über die Präsenz von Geschichte in Unternehmen, über Erfahrungen, Trends und best cases.
H & C Stader auf dem Kommunikationskongress: „Wer schreibt, der bleibt“ – Podiumsgespräch zur Rolle von Unternehmensgeschichte
Fr, 23.09.2022, 11:25-12:35 Uhr
Impulsvortrag: Dr. Ingo Stader
Podiumsgäste: Prof. Dr. Felix Krebber (Hochschule Pforzheim, Business School), Carolin Stegner M.ed. (H&C Stader), Matthias Koch M.A. (Koch Kommunikationsmanagement)
Moderation: Dr. Esther Graf (H&C Stader)
Die Erstveröffentlichung des Beitrags war am 20.06.2022 auf KOM. Magazin für Kommunikation.